Dienstag, 22. September 2015

Tag 4, Königsetappe oder: Elegantes zerstören der Muskeln

Mittwoch, Tag 4. Schon am Vorabend bei der Besprechung, als das Profil ausgeteilt wurde, wurde es kurz still. Vorfreude oder Schock? Ich denke ersteres, aber zumindest ein wenig Respekt schwang mit. Immerhin stehen an diesem Tag nicht weniger als fünf (5) Pässe auf dem Programm, knappe 3.300 Höhenmeter und das auf 100 Kilometer. Holla die Waldfee. Dienstag früh ins Bett und wie immer, wenn etwas wichtiges ansteht: Der Schlaf will und will nicht kommen. Also liege ich in meinem Zimmer, höre das ruhige Atmen meines schlafenden Zimmerkollegen und so langsam aber sicher kriege ich Mordgedanken. Nicht einschlafen können ist schon kacke, aber dann jemanden so demonstrativ gut schlafen zu hören! Nicht auszuhalten! Am Ende kam ich dann auf flockige 3 Stunden Schlaf, war allerdings ein wenig aufgeputscht. Von dem doppelten Espresso. Zumindest lief es dann und die Müdigkeit kam erst, als sie kommen sollte: abends, als wir wieder im Hotel waren.

Nun gut, hier das Profil:



Los ging es in Richtung Passo Giau. Schön zu sehen die Zweiteilung des Giau: erst relativ entspannt bei niedrigen Steigungsprozenten in Richtung Pocol, bevor man nach links abbiegt. geradeaus weiter ginge es hinauf zum Falzarego. Nach der Erholung bei Pocol zieht der Berg aber mächtig an und es geht gut bergauf, man hat aber durchgehend eine gute Aussicht, die Straße ist schön und beschert einem des Öfteren eine Kehre und die Schafe schauen den fahrradfahrenden Idioten bei ihrem Hobby zu! Oben angekommen eröffnet sich ein schönes Panorama:

Blick zurück in Richtung Pocol.
Das obligatorische Passschildfoto!


Blick auf die Bergwelt, auf die wir nun zufahren, mit anderen Worten: Da ist die Abfahrt!

Blick auf "La Gusela"!
Durch Selva di Cadore geht es in Richtung Passo Staulanza, einen schön zu fahrenden Pass, der am Ende einige Kehren bietet, alles in allem aber recht durchschnittlich ist - wenn ich das mal so sagen darf. Keine besonders harten Steigungen, nicht besonders lang. Ein Pass zum "mitnehmen"! Von dort ging es hinunter nach Dont, wo die Gruppe sich sammelte - nach einer langen und schönen Abfahrt - und auf die Dinge wartete, die da kommen. Trotzdem eröffnet sich oben am Staulanza ein schönes Bild und auch das obligate Passfoto darf nicht fehlen:





Mit anderen Worten: Passo Duran. Ein ekliges Stücken Auffahrt, sehr unregelmäßig. Man fährt kurz nach Dont rein, rechts auf die Straße und dann die erste Straße wieder links. Und schon steht man, ohne Vorwarnung, in einer heftigen Steigung mit 13-15% Steigung. Das dann dominierende Geräusch waren Ketten die knarzten, weil sie von ihren Reitern gezwungen wurden unter größter Belastung auf die kleinstmögliche Variante zu wechseln. 

Verhangene Berge auf dieser Höhe...
Juhu! Drecksberg!



Insgesamt weist der Duran eine Durchschnittssteigung von knappen 7% auf - ein Witz, da es zwei flache Rampen gibt, eine bei Gavaz, eine Chiesa und insgesamt gut einen Kilometer ausmachen. Somit wäre man dann nicht mehr bei 8.5 Kilometern, sondern bei 7.5, auf welchen man fast 700 Höhenmeter macht. Macht eine durchschnittliche Steigung von 10%. Und die merkt man auch, eine steile Rampe, hat man seinen Rythmus gefunden, verliert man ihn wieder und oben... Oben tut das Ding einfach nur noch weh, vor allem, wenn man dann schon zwei Berge in den Beinen hat. Und ein paar Berge aus den vorherigen Tagen... Da kam der halt in einem kleinen Café gerade recht, auch wenn selbiges mit unserer heuschreckenartigen Gruppe ein wenig überfordert war... 

Den restlichen Weg legten wir in Absprache mit unserem Guide (dazugelernt!) alleine zurück und fuhren voraus. Zunächst der Forcella Aurine, 11.5 Kilometer mit 686 Höhenmetern, und dann, als krönender Abschluss, der Passo di Cereda mit 3.4 Kilometern und 242 Höhenmetern. Dazwischen eine kurze Abfahrt auf gerade geteertem Boden (eklig!) und der deutlich sichtbare Wechsel von der Provinz Venetien hinein nach Südtirol. Mit dem Schild wechselte der schlechte Asphalt zu perfektem, neuem Asphalt. Zufall? Auf jeden Fall sieht man, wo das Geld ist...

Zwischen den Auffahrten hat man eine gute Aussicht!
Der krönende Abschluss der Tour war die Abfahrt vom Cereda. Unglaublich breite Straße, kein Verkehr, schöner Asphalt. Und eine lange Gerade, auf welcher die 80 geknackt wurde. Warum es keine großen Fotos von den beiden Pässen gibt? Schnauze voll und im Arsch gewesen, ich wollte einfach nur noch ins Hotel und mich ausruhen! Hat auch geklappt. Sehr edles Hotel mit einem reichhaltigen Buffet und einer guten Weinkarte versüßten dann noch den Abend und ermöglichten es mir, abends ohne Probleme zu schlafen!

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