Montag, 31. August 2015

Tag 9 - Glandon und Croix de Fer


Samstag bin ich den Mont Cenis hochgebolzt. Das Wetter für Sonntag wurde als gewittrig und regnerisch beschrieben und ich schrieb die Chancen sehr gering ein, noch einmal zum Radfahren zu kommen. Am Sonntagmorgen sahen die Wetterberichte etwas besser aus. Erst ab dem Mittag sollte es anfangen zu regnen. 

Also zogen Reinhard und ich uns morgens an. Zum Radfahren. Mut zur Lücke. Der Glandon... Unser Hausberg. Die Straße, die hoch führt, keine 500 Meter entfernt. Und wir hatten es partout nicht geschafft, ihn zu fahren. Aber es kam, wie es kommen musste. Wir holten die Räder aus der Blockhütte, es fing an zu regnen. Heftig. Die Stimmung war am Arsch. Es wurde wieder etwas weniger. Vielleicht nur ein Schauer? Reinhard wollte das Wagnis nicht eingehen. Zu groß die Gefahr in ein Gewitter zu kommen. Ich war angezogen. Keine Lust mich umzuziehen. Das wäre eine Niederlage gewesen. Eine herbe Niederlage. Also: Mut zur Lücke. Los geht's. 2 Kilometer im Berg, erwartete mich dieser Anblick:


Blauer Himmel. Gerade noch geregnet und ich fahre auf blauen Himmel zu. Verdammt, kann man so ein Glück haben? Schnell das Bild an Reinhard weitergeleitet, kurz darauf machte er sich auf den Weg mich einzuholen. Beim Warten habe ich mit dem Handy und den Filtern herumgespielt, hier das Ergebnis:


Gemeinsam ging es dann nach oben. Und verdammt, dieser Berg hat es in sich. Bis zum ersten Flachstück war der Berg regelmäßig, gut zu fahren, nicht zu steil. Ein paar Kehren. Schöne Landschaft. Was will man mehr? Nach dem Flachstück ging es aber richtig zur Sache. Und wie. 
Hier das besagte Flachstück
 Am Glandon gibt es einen Fußballplatz. Schon bei der Auffahrt mit dem Auto haben wir diesen Punkt als Knackpunkt ausgemacht. Denn ab hier geht es richtig rund. Die letzten 5-6 Kilometer haben durchschnittlich(!) 10%. Mal mehr. Mal weniger. Das "weniger" bringt nichts mehr, es tut alles weh. Das "mehr" macht alles nur noch schlimmer. Die letzten vier Kilometer bin ich permanent im Wiegetritt gefahren. Ich kam mir vor, wie eine Lokomotive: heftig schnaufend und immer im selben Takt zu mir selbst sagend: "Ich kann es schaffen, ich kann es schaffen, ich kann es schaffen..." Nach all den Touren nagte ich wirklich an den letzten Kraftreserven. Leider bringen die Bilder nicht im entferntesten herüber, wie hart die letzten Kehren sind. Zumal keine Bilder davon existieren. Mit Verlaub: Fotos waren das Letzte, woran ich gedacht habe.



Oben angekommen hatte ich wirklich das Gefühl, einen harten Brocken hinter mich gebracht zu haben. Und dabei überschreitet er nicht mal die 2.000 Meter...! Er ist aber wirklich, wirklich hart. Eklig. Mit am ekligsten. Von der Härte her... Mit dem Izoard gleichzusetzen. Steil, einfach nur sausteil.


Natürlich haben wir dann auch noch die 2.5 Kilometer in Angriff genommen und den Col de la Croix de Fer auch noch erobert. Zählt aber irgendwie nur so halb, dem Empfinden nach. Die Auffahrt mit dem Glandon macht 21.5 Kilometer. Die Auffahrt von Saint-Jean-de-Maurienne sind 29 Kilometer. Von Rochetaille sind es 32 Kilometer. Das sind noch mal ganz andere Kategorien. Und verdammt unryhtmisch. Aber man muss sich ja auch noch was für die Zukunft bereithalten!



Oben am Pass habe ich dann wiedermal ein wenig mit dem Handy und den Filtern gespielt, da mein Mitstreiter mit dem Schießen von Fotos beschäftigt war. Eines meiner Lieblingsfotos, muss ich gestehen.


Die Abfahrt war unglaublich eklig, immer diese Gegensteigungen. Die letzten 10 Kilometer habe ich dann noch mal alles rausgehen: 35er Schnitt. Danach war Essig. Gott sei Dank hatte ich das Privileg eine Massage danach zu erhalten... Montag zickte dann auch das Knie. Aber es war ja Ende. Ein gelungenes Ende. Der letzte Pass ist auch noch gefallen.

Erste kleine Tour in und um Prad

Selbst nachdem ich um 3 Uhr aufgestanden bin, durchgefahren bin, abgesehen von 4 kurzen Pausen und einer Vollsperrung die mich eine Stunde gekostet hat, konnte ich es nicht lassen nach der Ankunft auf das Rad zu springen und einmal durch die nähere Umgebung zu fahren. Außerdem musste ich noch 21 Kilometer machen, um bei STRAVA das Monatsabzeichen zu bekommen!

Ich will Sainte-Marie-de-Cuines nicht schlecht machen, aber im Gegensatz zu Prato allo Stelvio ist unser Standort in Frankreich nicht so der Burner. Industrie halt... Trotzdem hatte die Gegend natürlich Charme. Bei meiner kleinen Tour habe ich ein paar Schnappschüsse gemacht:

Blick auf den Ortler (kann eigentlich nur der sein), den höchsten Berg des gleichnamigen Massivs.  Daneben müsste das Stilfserjoch liegen - Wetter heute noch herrlich, morgen auch, dann wird es weniger schön :/

Panorama der Bergwelt (leider ein wenig überbelichtet)

Ein Nebenfluss der Etsch, der durch ein kleines Dörfchen fließt. Herrliche Gegend!

Blick von der Brücke in die andere Richtung!

Der Anstieg hatte mich irgendwie angezogen, er wurde mit 15% gepriesen, hinauf zu einer Festung. Leider war es kaum möglich bei 15% und dem Kopfsteinpflaster bis zum Ziel zu gelangen. Selbst die 50 Meter Abfahrt waren der Horror...

Morgen ist der Stelvio dann fällig. Endlich.

Donnerstag, 27. August 2015

Tag 8 - der höchste Alpenpass und der Mt. Cenis

Insofern die letzten Tage langsam aber sicher anfangen ihren Tribut zu fordern, haben wir uns entschieden mit dem Auto bis kurz vor Bonneval-sur-Arc zu fahren, einem herrlichen, kleinen Dorf, welches am Fuße des Col de l'Iséran liegt und auch in der Liste der "Schönsten Dörfer Frankreichs" zu finden ist. Hier mal ein paar Eindrücke des Dorfes:


Der Anstieg zum Iséran selbst ist für mich schlicht und ergreifend eine der schönsten Auffahrten, die es gibt. Dies offenbart sich vor allem nach dem ersten steileren Stück, in welchem man ordentlich an Höhe gewinnt, eine Kehre nach der anderen nimmt und durchgehend von Paraglidern begleitet wird. Nach dem ersten Kehrenpanorama und dem herrlichen Blick auf den Gletscher auf der anderen Seite und dem Dörfchen Bonneval, eröffnet sich nun die Hochebene des Iséran. Die Steigung ist moderat bis maximal 10%, aber die Aussicht... Bilder können es nicht ausdrücken und doch versuche ich es hier mal mit ein paar Impressionen:



Zu Beginn der Kehren eröffnet sich ein wunderbarer Blick auf Bonneval-sur-Arc, das Tal, die umgebenen Berge und die Gletscher.
Dies ist der Blick, den man hat, sobald man die ersten Kehren hinter sich gebracht hat und die Hochebene sich vor einem eröffnet. Irgendwo da hinten zwischen den beiden Bergen befindet sich die Passhöhe.
Hier haben wir bereits die Hochebene erreicht und den Fluss überquert, wir fahren den Berg weiter hinauf bis zur nächsten Kehre und haben dabei einen herrlichen Ausblicke auf weitere Bergmassive und deren Gletscher!


 Nicht nur ist der Berg einfach schön, sondern auch ziemlich ruhig. Im Gegensatz zu den bisherigen Bergen, war dieser wirklich wenig befahren. Abgesehen von einigen Fahrradfahrern. Zusammen schnauft man nun den Berg immer weiter hinauf, entlang eines Felshanges, schönen Blumen mit satten Farben, so satt, dass sie wie gemalt aussehen, und einem Wasserfall. 

Lustige Anekdote: Reinhard ist diesen Pass vor Jahrzehnten bereits einmal gefahren. Als wir auf einen Tunnel zufuhren, meinte dieser, dass wir definitiv keinen Tunnel durchqueren müssen. Als wir vor dem Tunnel waren, den wir freilich durchqueren mussten, fragte ich ihn, ob er außenherum klettern will! Lachend musste er gestehen, dass er den wohl verdrängt hatte. Aber der Tunnel war auch nur 30 Meter lang, man kann ihn also leicht vergessen bei all der Schönheit. 

Nach dem Tunnel überquert man wieder den kleinen Fluss per Brücke und fährt wieder links am Hang entlang. Dieser Weg zieht sich nun gerade bis zur vorletzten Kehre. Die Straße zieht sich weiter gerade nach oben, bevor sie sich ein letztes Mal nach rechts um den Fels windet und man die Passhöhe erreicht. Diese letzte Passage ist eklig. Zumindest empfand ich es so, da die Steigung nach nichts aussah, aber man immer langsamer trat. Der Blick auf den Garmin zeigte dann, warum: mehr als 10%. Vor der letzten Kurve habe ich dann trotzdem noch die dicke Mühle aufgezogen und bin im Unterlenkergriff die letzten Meter gesprintet. Der Pass muss doch gebührend gefeiert werden! Oben hat man, natürlich, einen herrlichen Ausblick:


Die Abfahrt ist gut, hat einige Passagen, die gut einsehbar sind und auf denen man gut das Rad laufen lassen kann. Allerdings muss ich hier noch darauf verweisen, dass man die Kälte oben nicht unterschätzen sollte. Meine erste Amtshandlung auf einem Pass war immer das Anziehen der langen Jacke. Reinhard tat dies nicht und fing an, sich den Iséran runter bei 60km/h zu schütteln... Ich war hinter ihm und das war kein schöner Anblick. Er konnte das Rad zum Glück noch fangen. Aber nach dem Anblick war die Leichtigkeit dahin.

Unten in Bonneval wieder angekommen schlenderten wir noch ein wenig durch die Stadt und suchten die örtliche Fromagerie auf und haben uns für den Abend mit Käse und Wein eingedeckt - der Beaufort, die Käsespezialität des Mauriennetals ist einfach herrlich! 

Wir entschlossen uns noch den Mont Cenis zu nehmen und fuhren über einen kleinen Zwilling des Col de la Madeleine und nahmen von Lanslebourg aus, die Auffahrt zum Cenis in Angriff. Da für den nächsten Tag schlechtes Wetter angesagt war, kachelte ich den Berg so schnell rauf, wie ich konnte. Leider wurde meine Zeit ein wenig vom Gegenwind beeinträchtig. Aber es war schön, einfach mal Gas zu geben - auch wenn am nächsten Tag doch noch gefahren werden sollte, aber dazu später mehr. 

Knapp 1 Kilometer vor der Passhöhe erahnte ich dann schon, dass es kalt werden sollte: wir fuhren direkt in eine Wolke hinein. Die Temperatur sank von 25 Grad auf 10 Grad. Oben angekommen verschanzte ich mich hinter einer Steinmauer und wartete auf unser Begleitfahrzeug, was kurze Zeit später ankam. Selten war ich so froh über eine Heizung... Den Weg zum hinter dem Cenis liegenden See haben wir uns geschenkt, die Sicht war mittlerweile auf 25 Meter beschränkt und wir fuhren wieder ins Tal - in dem übrigens nichts davon zu merken war und es weiterhin bullenheiß war. Die Berge sind schon echt spannend!

Auf der Rückfahrt erlebten wir dann noch eine Dummheit der besonderen Art: eine Straße musste repariert werden und war nur noch einspurig, die Ampelschaltung recht lang. Wir bekamen Grün, auf der anderen Seite fuhr ein Reisebus über Rot und schon war der Stau perfekt. Wir konnten uns gerade noch so dran vorbei mogeln, aber ich glaube, die standen da noch mindestens 2 Tage, bis sich das wieder aufgelöst hatte... 

Mittwoch, 26. August 2015

Tag 7 - Télégraphe, Galibier und Chaussy

Das Training zahlt sich doch ma so langsam aber sicher aus. Leider wurde das vor allem dadurch deutlich, das mein Kollege Philipp mittlerweile auf dem Zahnfleisch durch die Gegend fährt. Deshalb haben wir kollegial entschieden, den Donnerstag frei zu machen und haben uns - bei bestem Wetter und mit perfektem Blick auf die Alpen - in ein Freibad begeben, sind geschwommen und haben nichts gemacht.

Nach dem Ruhetag stand dann eines der Monumente der Tour de France auf dem Plan, einer der bekanntesten Berge der Alpen und genau der, an den ich denke, wenn ich an die Alpen denke. Der Galibier. Für mich, neben Alpe d'Huez, der Berg schlechthin, wenn es um die Tour in den Alpen geht. Einfach ist er keinesfalls, was vor allem schon daran liegt, dass der Start in St. Michel-de-Maurienne damit beginnt, den Télégraphe zu erklimmen. Wer diesen unterschätzt, hat schon verloren. Immerhin stehen hierbei 12,1 Kilometer auf dem Plan mit 832 Höhenmetern auf dem Plan. Laut STRAVA durchschnittlich 7% Steigung.

Leider ist der Télégraphe auch der Weg nach Valloire, einem Touristenort schlechthin. Dementsprechend ist auch der Verkehr. Leider. Denn eigentlich ist der Berg recht schön zu fahren, sehr gleichmäßig, zumeist durch einen Wald, der beim Lichterwerden einen wunderschönen Blick auf die gegenüberliegenden Berge, das kleine Städtchen und den Fluss offenbart. Und natürlich hat man immer einen guten Blick auf das Fort Télégraphe.

Oben auf dem Télégraphe angekommen ist nicht allzu viel los - der Pass wird halt von vielen nur als Durchgangsstation zum Galibier angesehen. Die Meisten, die hier ankommen machen nur ein kurzes Foto und es geht weiter. So auch bei mir, freilich. Da ich aber auf meine Mitstreiter wartete, konnte ich mir den Pass ein wenig anschauen: Auffallend ist natürlich die liebevolle Gestaltung des Stroh-Radfahrers, die Blumen, der Ausblick. Es gibt definitiv schlechtere Orte, um zu warten. 

Wieder zusammen geht es weiter nach Valloire. Hier steppt der Bär im Kettenhemd, ein Auto nach dem anderen und irgendwann habe ich dann doch die Schnauze voll, schlängel mich durch die Autos und schaue, dass ich möglichst schnell in Richtung Auffahrt des Galibier komme. Kurze Rast wird an einer kleinen Kirche am Beginn des Anstieges gemacht, an dem auch ein Trinkbrunnen steht. Übrigens meiner Meinung nach eine der schönsten Sachen in Frankreich: die Brunnenkultur. Kaum ein Ort kommt ohne einen Brunnen aus, an dem man sich frisches Wasser besorgen kann und die Pullen wieder auffüllen kann. 

Die Auffahrt selbst zum Galibier ist lang. HC halt. Kaum zu vergleichen mit einem Berg, der hier im Ruhrgebiet steht. Das Hochgebirge ist einfach eine andere Welt. Der erste Teil der Anfahrt zur Passhöhe geht bis zu einer Brücke. Bis dahin fährt man auf der linken Seite des Berges am Hang entlang, die Steigung ist gleichmäßig und nicht zu steil. Nach der Brücke geht es allerdings richtig los. Aber richtig und wir befinden uns erst 10 Kilometer vor dem Ziel. Schnell schraubt man sich nach oben und oben auf den Kehren angekommen ergibt sich ein schöner Blick über das, was man bisher geleistet hat.

Was ich an dieser Stelle noch unbedingt erwähnen muss, das ist die Freundlichkeit der Franzosen. Ich habe einen Mann auf einem Lapierre-Trekkingrad den Galibier hochkraxeln sehen, an welchen ich mich drangehängt hatte. Da ich das oben gezeigte Foto machen musste, fuhr er mir davon. 500 Meter weiter holte ich ihn wieder ein, der hatte einen Platten. Mantel komplett im Eimer, aufgerissen. Ich bat ihm einen Schlauch an, aber er lehnte ab, es sei nicht sein erstes Mal und es sei nicht so schlimm. Er glaubte auch nicht, dass der Schlauch lange halten würde, immerhin war der Mantel durch. Also ging er wieder bergab, aber nicht, ohne mir vorher zu erklären, wo die schwierigen Stücke auf den kommenden Kilometern sei, worauf ich achten müsse und mir ein "Courage" hinterher rief. Hier lebt jeder Franzose den Radsport, selbst die, die die Pässe mit dem Auto erklimmen. Selten so entspannte Autofahrer erlebt, die vorsichtig und rücksichtsvoll fahren. Wäre mal schon, wenn das in Deutschland ähnlich wäre... 

Der weitere Weg hat es auch gut in sich. Auf den letzten 8 Kilometern werden fast 700 Höhenmeter gemacht, doch es gibt viel zu sehen: erstens die atemberaubende Berglandschaft, die sich einem erschließt. Zweitens die Käserei, die einen wirklich, wirklich guten Beaufort verkauft! Drittens das Monument zu Ehren von Marco Pantani. Und drittens ein nettes, kleines Restaurant, welches am Tunnel liegt. Dieser ist für Radfahrer gesperrt und so wird man quasi dazu gezwungen, den Pass zu fahren, wenn man über diesen drüber will. Das Restaurant jedenfalls bietet regionale Produkte und entweder einen schönen Blick auf die Passhöhe oder die Berglandschaft, die hier zu sehen ist:

Die letzten Kehren hinauf zur Passhöhe haben es dann noch einmal richtig in sich. Mehrere Kehren (zum zählen war ich zu diesem Zeitpunkt schon zu geschafft) mit einer ordentlichen Steigung, durchgehend 9%, bevor es auf den letzten 200 Metern flacher wird und man weiß, dass man es geschafft hat. Oben angekommen wird dann aber wieder offenbar, dass die Passhöhen nicht nur ein Ausflugsziel für Radsportler sind, sondern auch für Autofahrer, Motorradfahrer und Pedelec-Fahrer. Ja. Wirklich. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie sich zwei Pedelec-Fahrer einen Spaß daraus gemacht haben, die letzten Kehren schnell hinaufzufahren und dabei den einen oder anderen Radsportler überholt haben. Irgendwie fehlt mir dafür das Verständnis, wenn man keine körperlichen Gebrechen hat oder ein gewisses Alter erreicht ha.

Auf jeden Fall ist der Ausblick herrlich. Und das Gefühl oben angekommen zu sein sowieso! Da ich wusste, dass meine anderen beiden Kollegen später kommen würden, machte ich mich auf zum Restaurant und aß dort einen Hamburger. Währenddessen gesellte sich einer der beiden zu mir, während der Dritte eine SMS schrieb, dass der umkehre, er habe nicht die Beine. Da ich keine Fotos gemacht hatte, jagte ich meinen Kollegen noch einmal auf den Pass, bevor es an die Abfahrt ging. 

Wieder möglichst schnell durch Valloire durch und dann die Gegensteigung zum Télégraphe. Verdammt fies. Und mit knapp 5 Kilometern auch nicht ohne. Oben angekommen warteten wir dann im schatten, bis wieder alle zusammen waren und machten uns auf den Rückweg nach St.-Michel-de-Maurienne. Meine beiden Mitstreiter fuhren mit dem Auto gen Hotel, ich mit dem Fahrrad. Über einen Umweg. Irgendwie bin ich falsch abgebogen und landete an der Montvernier-Serpentinenstraße. Nach wie vor ein schönes Fleckchen Erde und wirklich herrlich zu fahren. 

Oben in Montvernier machte ich kurz halt am Brunnen, füllte die Flaschen mit kühlem Wasser auf und kühlte mich selbst auch etwas ab. An der nächsten Kreuzung fuhr ich links. Automatisch, wie ferngesteuert. Rauf zum Chaussy. Der Weg enttäuschte mich, abgesehen von dem Idioten, der mit seinem gelben Sportwagen anscheinend auf Zeit darauf fuhr, nicht. 

Sehr abgelegen, wenig los, überaus freundliche Menschen, die einen Grüßen und ab und zu eine Anfeuerung hören lassen und ein herrlicher Blick über das Mauriennetal machen den Berg wirklich zu einem Geheimtipp. Vor allem die Passage an der Felskante entlang, während über einem der Felsvorsprung ist. 

Oben angekommen, beziehungsweise kurz vor der Passhöhe, bekam ich das zu hören, was unser ältester Mitstreiter von seinen Touren von vor 30 Jahren immer noch schwärmen ließ: Stille und Kuhglocken. Oben ein kleines Restaurant, zwei Menschen, die dort saßen und aßen und mindestens 30 Kühe, die es sich gut gehen ließen, ende Einzelne mit einer riesigen Kuhglocke behangen, die bei jeder Bewegung einen schönen und angenehmen Lärm erzeugte. 

Die Abfahrt vom Chaussy ist knappe 15 Kilometer lang und führt durch mehrere kleine Dörfer. Der Asphalt ist gut, die Orte allerdings so abgelegen, dass ich mich mehrmals gefragt habe, ob ich hier richtig bin. Aber es gab nur den einen Weg. Ich musste richtig sein. Aber wer auch immer hier wohnt, ist weit ab vom Schuss und - wenn man es mag - verdammt beneidenswert! Ich würde nichts dagegen haben, dort ein kleines Feriendomizil zu haben...

Die Abfahrt ist recht kurvig, der letzte Teil, bevor man auf die Abfahrt des Madeleine kommt, allerdings in verdammt gutem Zustand und relativ gerade. Perfekt zum Stoff geben! Wieder am Hotel angekommen taten mir die Beine allerdings mächtig weg, 120 Kilometer in 7 Stunden mit 3.341 Höhenmetern ist definitiv etwas anderes als 250 Kilometer mit 4.500 Höhenmetern. Nach dem Sauerland eXtreme war ich weniger k.o. - es ist halt durchgehendes Kraftausdauertraining, was man am Berg macht und nicht mit den kleinen Kackwellen zu vergleichen, alles ab Kategorie 2 ist in der Länge einfach ein anderer Maßstab, ab Kategorie 1 zusätzlich noch in der Steigung. 

Bei mir ist zumindest der Respekt vor den Profiradfahrern weiter gestiegen, diese Distanzen samt Berge mit einer solchen Geschwindigkeit zu nehmen, das Bedarf einer Menge Training, einem austrainierten Körper und auf den Abfahrten eine Konzentration, die nur durch eine besondere, mentale Stärke erreicht werden kann. Mit anderen Worten: In den Bergen fahren ist einfach die Königsdisziplin des Radsports und, neben der körperlichen Anstrengung, mit das Schönste, was man machen kann. Landschaftlich immer eine Wucht!

Sonntag, 23. August 2015

Tag 6 - L'Alpe d'Huez + Col de Sarenne

Weiter im Text mit meinem Nachholen der Beschreibungen. Mittwoch war das Wetter für Huez nur als "bombig" zu beschreiben, weshalb wir uns mit dem Auto in Richtung Bourg d'Oisans aufgemacht haben. Zunächst ging es mit dem Auto über den Col du Glandon. Der sah schon nicht so schön aus, die Beschreibung folgt in einer der nächsten Touren. Deshalb verrate ich hier mal nichts.

In Bourg d'Oisans angekommen, haben wir uns auf dem erstbesten Parkplatz niedergelassen und die Sachen ausgepackt. Nach einem Einfahren von einem ganzen Kilometer (ich empfehle deutlich mehr,  das tut ansonsten ziemlich weh...), ging es auch schon direkt in den Berg hinein. Bei allen Bergen, die ich gefahren bin, versprühte dieser am meisten Flair bezüglich der Tour de France - die breite Straße vollgeschrieben, die Namen der Sieger in den Kehren... In der Auffahrt atmet man den Radsport förmlich ein. Bedingt wird das ganze noch dadurch, dass an diesem Berg radfahrtechnisch schlicht und ergreifend die Hölle los ist. Alleine ist man nie - ich bin hinter zwei Dänen hergefahren, die ein gutes Tempo fuhren.

Leider ist die breite Straße nicht umsonst so breit: Busse, LKWs, Autos, Wohnmobile und Motorräder kacheln die Straße rauf und machen einem den Platz streitig. Deutlich weniger schön. Verdammt viel Ruhe. Da war am Col d'Agnel deutlich mehr Ruhe. Aber Alpe d'Huez ist einfach ein Mythos und das merkt man durch den Rummel.

Der Berg selbst ist perfekt zum hochbolzen: gleichmäßige Steigung, die Kehren sind durch die breite der Straße gut zu nehmen und mit - in der offiziellen Zeitmessung - knappen 12 Kilometer auch nicht überlang (verglichen beispielsweise mit dem Madeleine). Hab mich dann auch ein wenig verführen lassen und habe mal geschaut, was bergauf so möglich ist. Oben waren dann brennende Oberschenkel der Verdienst.

Oben trat dann leider auch die Ernüchterung ein... Huez ist einfach ein Touristenort. Bettenburgen, Geschäft um Geschäft (mit saftigen Preisen), Menschenmassen. Ruhe hat man hier nicht. Leider war auch die weitere Fahrt zum Lac Besson nicht wirklich ruhig. Anscheinend war an diesem Mittwoch ganz Frankreich und Italien auf den Beinen, um hier hochzufahren. Das machte sowohl die An- als auch die Abfahrt nicht wirklich schön. Über die Steigung selbst ist auch nicht wirklich viel zu sagen, zumindest lohnt sich der Weg zum Lac. Wäre allerdings besser mit Turnschuhen, da sich der wirklich gute Blick erst offenbart, wenn man dem Weg folgt: Die komplette Bergwelt. Und eine, trotz riesigem Touristen aufkommen, relative Ruhe.

Der nächste Abstecher galt dem Col de Sarenne. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die Tour wirklich da entlang gefahren ist. So eine beschissene Straße, vor allem vom Sarenne abwärts, habe ich selten gesehen. Die Auffahrt selbst ist recht kurz, bietet aber auch einen hervorragenden Blick. Leider ist das Netz hier mies, Fotos kommen, wie angekündigt, später in einen einzelnen Post. Oder zu den jeweiligen Posts, je nach dem.

Oben auf dem Sarenne wurden mein Mitstreiter und ich schon gewarnt: Wind und schlechte Straße. Und so sollte es auch kommen. Aber auch ein unglaublicher Blick (vor uns stiegen insgesamt 6 Adler auf - wo sieht man sowas schon mal?!) offenbarte sich. Bis Mizoen war die Abfahrt einfach die Hölle, riesige Steine auf der Straße, mieser Belag und heftigster Wind machten aus der Abfahrt nicht wirklich ein Vergnügen. Was sich dann aber änderte. Gut ausgebaute Straßen, wenig Verkehr: perfekte Bedingungen zum kacheln!

Unten angekommen führte uns der weitere Weg durch eine sehenswerte Schlucht, die ziemlich steil hinab ging. Die Strecke war allerdings ziemlich fies: hoch und runter. Mit schmerzenden Beinen macht das richtig Spaß! Nicht. Aber es war eine Herausforderung. Auf den letzten Kilometern übernahm mein Kollege dann die Tempoarbeit - Gott sei Dank!

In Bourg d'Oisans angekommen, packten wir alles wieder zusammen und führen über den Croix de Fer wieder zurück. Die Bilder lasse ich an dieser Stelle einmal für sich sprechen und verkneife mir jeglichen Kommentar:




Samstag, 22. August 2015

Tag 5 - Madeleine und Col du Grand Cucheron

Ich bin ein wenig im Rückstand. Also arbeite ich die Tage jetzt auf. Fahrradfahren macht halt einfach zu viel Spaß. Und abends kniffeln und dabei Wein aus dem Kanister trinken. Wahrscheinlich komme ich deshalb immer schlechter aus dem Bett. Naja. Wie dem auch sei: zurück zur Sache.

Tag 5 begann mit der Verheißung, dass das Wetter besser werden sollte. Also haben wir uns den Madeleine vor die Brust genommen, liegt ja direkt auf der Gegenseite von unserem Hotel. Wecker auf 7:45, 8:05 am überfüllten Tisch sitzen und alles in einen reinschaufeln, was das Essen hergibt - wir haben das Gefühl, dass wegen uns die Croissants limitiert wurden. An diesem morgen verspachtelten wir drei ein gutes Dutzend...  Nun ja. Das Wetter hielt sich, die Wolken, die wir morgens sahen, waren rechts vom Madeleine und links vom Madeleine. Die Auffahrt selbst war und sollte wolkenfrei bleiben. 

Wie ist der Madeleine nun? Gut! Schönes Stücken Berg und sehr rhythmisch zu fahren, durchgehende Prozentzahlen und an diesem morgen war auch nicht allzu viel los. Also rauf da. Aus La Chambre kommend fahren wir direkt die ersten Kehren hinauf. Dabei wurde ich von jemandem angesprochen, der die Straße runter lief und seinen Bruder suchte, komische Sache. Da ich mit meinem 5 Jahre zurückliegenden Schulfranzösisch sowieso nur die Hälfte verstand und kräftig am Pusten war (die Prozente machten sich doch bemerkbar - die vom Wein und von der Steigung), quetschte ich ein schönes "Je ne comprends pas" heraus und fuhr unbeirrt weiter.

Es folgte ein kurzes, gerades Stück, doch die nächsten Kehren kamen direkt - immerhin macht man auf dem Madeleine knappe 1.500 Höhenmeter. Das sollte erst von der gesamten Anfahrt von Saint-Michel-de-Maurienne über Télégraphe hinauf zum Gallier geknackt werden! Überall sieht man Werbung für Käse und der Wille anzuhalten, sich einen leckeren Beaufort zu besorgen und den Berg links liegen zu lassen ist schon ziemlich verlockend. Aber darum bin ich ja nun mal nicht hier unten. 

Also weiter rauf da. Wir schrauben uns weiter nach oben bis nach St. Francois-Longchamp, einem netten kleinen, urigen Dörfchen, dass sicher auch ein nettes Örtchen wäre, um zu verweilen. Zumindest kam es mir so vor. Und allemal besser als das, was noch kommen sollte. Denn nach diesem urigen Longchamp kam das touristische Longchamp. Gondel um Gondel, Lift um Lift, Bettenburg um Bettenburg. Nicht wirklich schön, aber gut, der Wintersport ist halt die Haupteinnahmequelle der Leute. Was soll man machen? Umso beeindruckender war der Ausblick auf die Berghänge und die tief hängenden Wolken, mit denen man mittlerweile auf Augenhöhe war. Irgendwie ein lustiger Anblick, nach links zu gucken und eine Wolke 500m weit entfernt vor sich hinwabern zu sehen... Leider sind das solche Ausblicke, die man weder über Fotos noch über Bilder wirklich vermitteln kann. Zumindest ist es das, was ich so erlebt habe. In der Realität ist alles viel beeindruckender, selbst, wenn die Bilder schon gut sind!

Oben auf der Passhöhe angekommen drehte ich um und fuhr meinen Kollegen entgegen, knappe 3 Kilometer. Das schöne an dem letzten Stück vom Madeleine ist, dass es relativ gut einsehbar ist und man bergab ein bisschen holzen kann, bergauf betrachtet ist es ziemlich knackig zu fahren, vor allem, wenn man schon 17 Kilometer in den Beinen hat... Oben angekommen die obligatorischen Fotos und ab auf die Abfahrt.

Leider hatte Philipp einen Platten, was ich nicht mitbekam. Wobei. Doch. Erst ist der bessere Abfahrer, ich ziehe in der ersten Kurve an ihm vorbei und freue mich wie ein Schnitzel. Wie ich später erfuhr war das der Platten. Reinhard hatte dann noch Probleme mit dem Hinterrad und unten in La Chambre durfte ich ein wenig warten. Doch die Abfahrt ist wirklich schön! Definitiv zu empfehlen! Lange Geraden, gut einsehbare Kurven - wenn der Verkehr nicht wär...

Die beiden Kollegen machten Feierabend, Philipp hatte mit dem Trainingsrückstand zu kämpfen, und ich erkundete noch das Maurienne-Tal. Natürlich nicht ohne Ziel: der in STRAVA gefundene Col du Grand Cucheron, Verbindung vom Mauriennetal rüber nach Chamoux-sur-Gelon/La Rochette sollte das Ziel sein. Die Anfahrt war schon gespickt mit Hügeln und Gegenwind und der Berg an sich war auch nicht von schlechten Eltern. Aber es ging. Durch einen Wald, eine lange, flach ansteigende Gerade die zum Bolzen anregt und viele kleine, schöne und nett anzusehende Dörfer machen diesen Berg wirklich interessant! Die Menschen stehen auf der Straße und unterhalten sich, spielen Boule, gärtnern und grüßen freundlichen (man stelle sich dies mal in Deutschland vor...) und eine fordernde Auffahrt machen das ganze wirklich schön! Zur rechten erhebt sich das Bergmassiv, man hat Blick auf einen See, einfach herrlich. Leider war es oben sehr windig und kalt und so nahm ich schnell die Abfahrt wieder in Angriff.

Habe ich erwähnt, dass die letzten Kehren zum Berg sehr lang sind (1-2km), fast gerade und guten Asphalt aufweisen? Macht wirklich Laune da runter zu knüppeln! Leider war ein Laster mit Holzstämmen vor mir, hab genug Horrorfilme gesehen, um zu wissen, wie sowas endet. Also vorbei und den selben Weg wieder zurück zum Hotel. Ende vom Lied: 108 Kilometer, fast 6 Stunden reine Fahrzeit und knapp 3.000 Höhenmeter.

Fahren durch die Berge ist einfach was anders als im Ruhrgebiet rumzueiern. Ich mag das Ruhrgebiet. Aber das hier ist einfach eine andere Welt. Eine andere Mentalität den Radfahrern gegenüber. Hier werden die Radfahrer geliebt. Respektiert. Ich wurde nicht einmal auf der Straße angehupt, geschitten, beleidigt oder sonst wie traktiert. Einfach klasse.

Montag, 17. August 2015

Tag 4

Gestern war nicht viel los. Schlechtes Wetter. Kollege hatte Probleme mit dem Sattel, den Rest erspare ich euch. Haben den Tag dann genutzt, um nach Grenoble zu fahren und ein wenig Kultur zu tanken. Kaum verlässt man das Maurienne-Tal kommt die Sonne raus und das Wetter wird schön. Herzlichen Dank auch, liebes Wetter!

Seitdem wir am Freitag eingetroffen sind, hören wir immer wieder "Morgen wird das Wetter besser!", nur, die trübe Suppe schafft es nicht über die Berge und bleibt hier hängen. Also haben wir uns entschlossen, dass wir nach Chateau-Ville-Vieille fahren. Oder in die Nähe. Montagmorgen ging der Wecker also um 6 Uhr, 6:30 Frühstück, 7:30 im Auto, ab nach Ville-Vieille. Durch den Frejus-Tunnel. Der einfach nur schweineteuer ist. Aber gut. Kaum in Italien angekommen, kam die Sonne raus. Über den Montgenèvre ging es dann wieder nach Frankreich. Der Pass ist nicht zu empfehlen zum Fahrradfahren, nur Autos. Soweit das Auge reicht.

Rein nach Briançon, rauf auf den Izoard und wieder runter. Sah unspektakulär aus, auch die Casse Deserte. Hat mich nicht gejuckt. Aber dazu später mehr. Kurz vor Ville-Vieille Parkplatz gefunden, alles zusammengebaut. Und los ging es. Nach 4 Kilometern begann der Anstieg zum Agnel. 20 Kilometer, für mich Rekord, sowohl, was die Länge des Ansteigen angeht als auch die absolute Höhe. Und ja, wahrscheinlich auch die Hm-Zahl am Stück. Definitiv.

Der Berg war am Anfang öfters recht steil, zog sich aber dann eigentlich nur noch wie ein Kaugummi. Aber immerhin hatte man dabei einen herrlich Ausblick. Murmeltiere, Ziegenherden, Kühe, Bäche und eine schöne Berglandschaft. Alles, was das Herz begehrt (im Gegensatz zum mittelmäßigen Hotel, das WLAN existiert zwar, ist für das Hochladen von vielen Fotos zu schwachbrüstig...), wird erfüllt. Das Wetter war bombig, auf den letzten Kilometern wurde es aber kalt. Richtig kalt. Oben angekommen war meine erste Amtshandlung das Öffnen des Rucksacks und das Anziehen nach dem Zwiebelprinzip: Je mehr, desto besser!

Hatte ich noch nach 5 Kilometern mein Windstopper-Unterhemd ausgezogen und zum trocknen an den Rucksack gebunden, legte ich auf dem Agnel einen erstklassigen Striptease hin: Unterhemd wieder an, Trikot an, Windweste drüber, Langarmtrikot und dann noch die kleine Regenjacke. Und lange Handschuhe! Laut Garmin waren oben knapp 7 Grad. Während des Anstieges waren fast 30. Und da ich noch auf meine Mitstreiter warten musste, war es besser, sich dick einzupacken.

Nachdem wir wieder vereint waren, ging es bergab, wobei ich mich auf halber Strecke wieder entpellte, da es viel zu warm war!

Am Parkplatz wieder angekommen entschied sich der Dritte im Bunde, nicht mit auf den Izoard zu kommen. Zu groß der Trainingsrückstand. Mit Reinhard also rauf auf den Izoard. Die ersten 4 Kilometer waren toll, dann kommt dieses kleine, schnuckelige Dorf. Und eine Rampe von 8-10%. Die erst wieder aufhörte, als die Casse Deserte erreicht war. Bis dahin ein einziger Kampf gegen sich selbst und das Verlangen aufzuhören. Der Puls juckelte durchgehend irgendwo zwischen 160 und 170 rum. Herrlich. Doch als die Casse Deserte erreicht war, ging mir das Herz auf. Fotos können den Anblick einfach nicht wiedergeben. Punkt. Geht nicht. Macht es selbst.

Nach der ganzen Kraxelei mit so einem Anblick belohnt zu werden, das ist schon aller Mühsal wert. Zumal es kurz wieder bergab geht! Philipp kam inzwischen mit dem Fahrrad nach und machte Fotos und so wurden die letzten 2 Kilometer zum Spießrutenlauf zwischen ausruhen und für die Fotos noch mal alles geben. Oben auf dem Izoard angekommen wurde erstmal das obligatorische Foto gemacht und die Sachen verstaut. Habe auch ein schönes Panoramafoto gemacht. Kann ich gerade aber leider nicht hochladen. Die Rückfahrt war unspektakulär, aber kaum waren wir im Mauriennetal, war es wieder zugezogen. Aber besser! Das lässt hoffen...

P.S.: Ich denke, in Ermangelung an Fotos, werde ich am Ende wohl eine Kompilation hochladen - das alles hinterher in den einzelnen Posts zu machen... Dafür bin ich dann wohl doch zu faul.

Samstag, 15. August 2015

Tag 2 oder: "Wer hat gestern seinen Teller nicht aufgegessen?!"

Die Wetteraussichten für heute waren nicht gut. Regen. Ab Mittags. Vormittags könnte man also fahren, dachten wir uns. Nachdem wir gefrühstückt hatten, saßen wir um 10:21 auf dem Rad. Geplant waren: Col du Mollard von der Nordrampe her und La Toussire. Die mythischen Berge wollten wir uns für die schöneren Tage aufheben. Das Wetter war... mäßig, aber nicht beschissen, es fisselte leicht. Kein Grund, die Planungen umzustoßen. Und so zogen wir gen Villargondran und wollten den ersten HC-Berg des Urlaubs erklimmen. Was wir auch taten. Aber eklig war er. Verdammt eklig. Aber nur ab Albiez-le-Jeune. Vorher ein Traum. Eine Kehre jagte die andere, recht gleichmäßige Steigung. Perfekt also zum Einstieg! Durch einen Wald fahrend kriegten wir auch nicht wirklich etwas vom Regen mit.

Dann wurde es allerdings ungemütlich. Immer wieder Abfahrten, um dann wieder die verlorenen Höhenmeter gutzumachen, exponierte Lage und somit dem Wetter vollkommen ausgeliefert, aber auch die zunehmend sinkende Temperatur war nicht schön. Der Mollard ist eine relative Augenweide, leider war alles ziemlich verhangen. Was aber auch den Reiz ausmachte. Das war schon echt schön, oben anzukommen, aber leider war nichts mit genießen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren wir schon allesamt vollkommen durchgenässt. Und dann mussten wir jetzt nach unten. Also schnell noch alles angezogen, was wir hatten (lange Handschuhe, 2. Regenjacke...) und ab ging's.

An diesem Zeitpunkt war klar, dass wir von der eigentlichen Planung abrücken werden. Also galt nur eine Devise: Möglichst schnell nach Hause. Die Abfahrt war eine Tortour. Kalt. Beschlagenene Gläser. Schmerzen in den Händen vom Bremsen - es war ja alles nass, da war wenig mit "laufen lassen". Und Gegenverkehr. Eklig! Auch die Gegensteigungen der Abfahrt waren eigentlich nicht so toll, aber ich habe sie geliebt. Ein wenig warm werden ist schon die halbe Miete! Aber leider auch nur von kurzer Dauer...

Reinhard hatte kräftige Probleme mit seinem Hinterrad. Wollte er reparieren. Wusste ich nicht. Also stand ich Minute um Minute unten beim Ortseingangsschild von Saint-Jean-de-Maurienne und wusste nicht, wo Reinhard und Philipp waren. Rechnete schon mit dem Schlimmsten. Das war Gott sei Dank nicht der Fall. Das Hinterrad von Reinhard eierte nur höllisch und er konnte nicht mehr als 20km/h fahren. Die Rückfahrt lief wie in Trance ab.

Angekommen: Fahrräder schnell wegschließen. Raus aus den Klamotten, ab unter die Dusche. Nicht zusammen. Glück gehabt. Aber als erster duschen! Wenn im Sommer beim Duschen die Finger und Füße kribbeln wegen der Wärme, dann weißt du, dass es wirklich kalt war. Laut Garmin knappe 6 Grad auf dem Mollard.

Dafür gönnen wir uns nachher was leckeres zu essen. Und einen Kanister Wein. Hauptsache nicht krank werden. Und hoffen, dass das Wetter besser wird. Ab Montag ist Sonne in Aussicht. Endlich.

Freitag, 14. August 2015

Anreise und ein kleiner Ausritt

Früh aufstehen war noch nie mein Ding. Nie. Immer Probleme mit gehabt. Aber als heute morgen um 3:30 der Wecker ging, saß ich senkrecht im Bett. Auf geht's! Bis wir im Auto saßen und sich das Auto bewegte - samt kleiner Retour, um vergessene Medikamente einzusammeln - war 4:30. Die Fahrt war ereignislos. Was soll man schon groß dazu sagen? Wir waren zu dritt, alle zwei Stunden wurde gewechselt, samt kleineren Pausen. 950km von Bergkamen nach Sainte-Marie-de-Cuines, am Fuße des Glandon, gegenüber von La Chambre, dem Beginn des Aufstieges zum Col de la Madeleine. Also mitten im Geschehen, da, wo die große Geschichte weht. Der Mythos ist quasi zum greifen nahe. Überall Fahrradfahrer, Schmuck von der Tour. 

Angekommen sind wir gegen 15:30. Abgesehen von einer kleinen Auseinandersetzung mit dem Mautbezahlsystem der Franzosen lief alles easy. Angekommen erstmal das Wichtigste erledigt: Eingecheckt, Schlüssel zum Fahrradschuppen geholt, Fahrräder zusammengebaut. Prompt fing es an, wie aus Eimern zu gießen. Scheiße. Die Stimmung sank. Aber dermaßen. Und die Müdigkeit machte es nicht besser. Definitiv nicht. Mit mieser Laune die Fahrräder verstaut und das Zimmer begutachtet. 

Das Zimmer... Wie beschreibe ich es am besten... Wenn drei Kerle mit drei Koffern, tausend Sachen, Protein- und Kohlenhydratsachen in einem solchen Zimmer Platz haben, dann fresse ich einen Besen. Zwischen Bett und Wand waren ca. 20cm Platz. Von Fenster zu Bett 30cm. Toilette winzig, nicht belüftet. Dusche... Philipp macht gerne Krafttraining, der hat sich etwas eingeengt gefühlt. Auch nicht gerade riesig. Und wir wollten unsere Sachen nach den jeweiligen Touren waschen und irgendwo aufhängen. Die Probleme begannen also kaum, da wir im Laden waren. Verdammt. Scheiß Wetter, scheiß Zimmer. Scheiß Wetteraussichten.

Ich ging runter um mit den Besitzerinnen auszuhandeln, ob es möglich wäre, die Sachen irgendwo aufzuhängen. Ich bin der leidige, der noch einigermaßen Französisch kann. Mit Händen und Füßen verstanden wir uns und zunächst wurde uns die Wäschekammer zur Verfügung gestellt. Bis wir einfach ein neues Zimmer bekommen haben. Das Zimmer für körperlich benachteiligte Menschen. Riesiges Bad, dreimal so viel Platz. Juchhei! 

Währenddessen kam die Sonne raus, wir staunten nicht schlecht. Im Supermarkt nebenan wurde direkt der erste Großeinkauf vollzogen: Baguette, Käse, Wein. Mehr braucht der Mensch nicht! Okay, noch billiges Besteck, Teller, Schüsseln, damit wir auch außerhalb des Frühstücks was zu uns nehmen können.

Die Sonne kam raus, ein erster Snack wurde genommen. Irgendwie juckte es langsam in den Beiden und ehe wir uns versahen, saßen wir auf den Beinen. Ich hatte eine kleine 25 Kilometer Tour im Kopf. Philipp und Reinhard habe ich wohl weißlich verschwiegen, dass es die Serpentinen von Montvernier hochgeht. Ups. Tut mir nicht leid! Philipp stönte, aber auch er kraxelte das Ding hinauf und war hellauf begeistert.

Was soll man zu diesem architektonischen Wunder sagen? Man fährt unten in den Berg rein und dann jagt eine Kehre die nächste. Ehe man es sich versieht, hat man auf 2,5 Kilometern gute 350 Höhenmeter hinter sich gebracht. Das schöne: Man hat bei der Auffahrt einen Blick auf die unteren Kehren, kann seinen Kollegen also beim Kraxeln zusehen! Kurz vor Ende kommt dann eine Durchfahrt durch eine Schlucht, die noch einmal richtig, richtig schön ist! Und auch die noch von der Tour vorhandenen Schriftzüge, vor allem "YATES YOU CAN!" lassen ein unbeschreibliches Feeling aufkommen.

Morgen soll das Wetter nicht so pralle werden. Schauen wir mal, geplant sind Glandon, Croix de Fer und Mollard. Wir sitzen jetzt hier, studieren noch ein wenig Karten, haben gegessen und genießen den Wein. Reinhard hockt, nachdem er stundenlang sein Garmin gesucht hat, über Garmin Connect und versucht seine Daten zu synchronisieren. 

Hoffentlich hält das Wetter morgen.

P.S.: Fotos würde ich gerne hochladen, aber das Netz ist... Nicht sehr schnell. Leider. Werden aber nachgereicht. Sicher!






Sonntag, 9. August 2015

Sauerland eXtreme

Gestern gegen 4:45 klingelte der Wecker. Erstaunlich schnell war ich aus dem Bett, hüpfte unter die Dusche und machte mich fertig. Neben einem Nuss-Müsli habe ich mir bereits am Abend zuvor einen Smoothie zubereitet, der aus folgenden Ingredienzien bestand:


  1. 6 Datteln
  2. 1 Banane
  3. 1 Zitrone
  4. 3 Esslöffel Maltodextrin 6
Schmeckt gut und gab mir einen kräftigen Zuckerschub. Das Maltodextrin 6 liefert langkettige Zucker an den Körper, die dieser über die Zeit hinweg abbauen kann. Also perfekt für die lange Einheit. Ebenso befüllte ich meine beiden Trinkflaschen, neben isostar Hydrate & Perform mit der Geschmacksrichtung Zitrone - schmeckt also ein wenig sauer, was eine super Abwechslung zu dem ganzen süßen Zeug ist -, auch mit je einem Esslöffel Maltodextrin 6 und Maltodextrin 12. In letzterem sind auch kurzkettige Zucker vorhanden und ermöglichen es dem Körper diese schnell aufzunehmen und dem Körper hinzuzugeben. Nähere Infos zu dem Teufelszeug, dazu später mehr, gibt es hier.

Nach dem Essen ins Auto und los geht's. Am Abend zuvor schon das Fahrrad soweit auseinander gebaut, musste also nur noch ins Auto geladen werden und gegen 6 Uhr war ich am Start in Dortmund-Aplerbeck. Fahrrad zusammengebaut. Pulsgurte befeuchtet. Kollegen gesucht. Gegen 6:20 waren wir vereint und standen am Ziel. Nach 50 Kilometern war in Delecke die erste Kontrolle. Ich muss gestehen, so im Nachhinein kann ich mich daran kaum erinnern. Ich weiß nur noch, dass es nass war. In der Nacht hatte es geregnet und gewittert und die Straßen waren alle nass. Da wir im zweiten Startblock waren und gegen 6:45 auf die Straße losgelassen wurden, war es auch kein Problem in eine größere Gruppe zu hüpfen. Und so erreichten wir die erste Kontrolle nach 1:39:03. Und Himmel hilf: an der Kontrolle war vielleicht die Hölle los. Hunderte Menschen drängten sich, stürzten sich auf das reichhaltige Buffet und futterten, was das Zeug hielt! Die klugen Leute nahmen, was nötig war, und schwangen sich wieder auf's Rad. Es kamen ja auch immer mehr Leute da. Da merkte man erstmal, wie viele Menschen eigentlich mitgemacht haben.


Direkt am Möhnesee gelegen. Schöner Ausblick. Immer leicht ansteigend. Aber in einer Gruppe merkt man das kaum. Aber nach der Kontrolle ging es los. Jetzt begannen die Berge. Ein Berg nach dem anderen. Bis Kilometer 85,5 bei Wehrstapel und der dortigen nächsten Kontrolle kamen die Sauerlandstraße von Niederbergheim aus, die Auffahrt  nach Hirschberg und, direkt hinter Hirschberg beginnend, die Bermecke oder wie bei STRAVA heißend, der "Plackweg Climb", hier von links nach rechts die Diagramme. Nicht steil, aber lang:



In Wehrstapel war dann die nächste Kontrolle und auch hier tummelten sich die Menschen. Des Weiteren begann an dieser Stelle meine Eigenversorgung mit Gel-Packs. Was mir auch gut geholfen hat, mir aber später noch zum Verhängnis werden sollte. Neben einer Banane und ein paar Schnitten wurde auch die erste Flasche hier aufgefüllt. Und so konnte ich mich an dieser Stelle konnte ich mich durchringen und mal ein Foto machen, damit ihr einen kleinen Eindruck davon bekommt:




Das Wetter war zu dem Zeitpunkt auch nicht wirklich der Burner. Es war recht warm, knapp über 20 Grad, aber durch die entstehende wärme und, wie man sieht, die Restfeuchtigkeit, wurde es auch ziemlich schwül. Es war nicht heiß. aber man hat geschwitzt wie ein Wasserfall!

Nach der Kontrolle ging es Richtung Winterberg. Das heißt: bergauf. Viel bergauf. Zunächst der Anstieg von Wehrstapel aus zur nächsten Kreuzung, von dort aus wiederum bergauf nach Berlar, leicht ansteigend nach Ramsbeck. Dort begann der Anstieg in Richtung Elpe, bevor in Siedlinghausen die lange Anfahrt zum Kahler Asten begann (mit der Kontrolle in Winterberg und den warmen Nudeln - aber dazu gleich mehr). Und hier die Profile, wie man merkt, mag ich die Seite "Veloviewer" (die Diagramme für den erst- und letztgenannten Berg sind noch nicht sichtbar):


Der Aufstieg nach Elpe - deutlich härter als die bisherigen!
Der Aufstieg nach Berlar

In Winterberg dann die große Rast. Warmes Essen. Nudeln mit Parmesan. Wie im Himmel! Zwischenzeitlich hatten sich die Wolken auch verzogen und die Temperatur stieg deutlich in Richtung der 30-Grad-Grenze. Neben warmen Essen gab es hier auch wieder Pudding, Cola, Apfelschorle und eine verdammte Bienen/Wespen-Plage. Leider haben nicht alle an den Trinkbehältern es mit dem Zudrehen so genau genommen, sodass sich im Rinnstein eine Apfelschorle-/Eisteepfütze gebildet hatte. Diese zog die possierlichen Tierchen natürlich nur noch umso mehr an. Keine Stiche, aber nervig waren sie trotzdem.


Ein freies Fleckchen gefunden und noch ein schnell ein Foto bevor das Essen verschlungen wird!
Mächtig was los hier oben, Plätze wurden zur Mangelware, aber es war ja warm und so war auch der Boden ein geeigneter Platz!

Dann ging es wieder los. Auf dem weiteren Weg wurde ich dann auf mein Quäldich-Trikot angesprochen und kam so mit Paul ins Gespräch, der dieses Jahr die Deutschland-Tour von Quäldich mitgemacht hat und mit dem ich bei STRAVA verlinkt bin. So trifft man die Leute auch mal im echten Leben und kann ein Pläuschchen halten. Natürlich nahmen wir dann auch noch die freiwillig Auffahrt zum Kahler Asten mit und ließen oben noch ein paar Fotos machen. Nach einiger Wartezeit ist das Foto jetzt online:



Der Kahler Asten war nach 6 Stunden reiner Fahrzeit und 126.3 Kilometern erreicht. Halbzeit also. Blauäugig wie ich war, dachte ich, dass der größte Teil jetzt geschafft sei und es jetzt eine Triumpffahrt werden würde. Selten habe ich mich so geirrt.

Die nächste Verpflegungsstation - allerdings ohne Stempel, also einfach nur, um uns zu versorgen (TOP!) - folgte nach Bad Fredeburg und dem Anstieg der Altenilper Straße, die ich bereits bei der RTF Eslohe in umgekehrter Richtung gefahren bin. Kurz vor Bad Fredeburg gab es auch noch einen kleinen unkategorisierten Aufstieg. Einer jener Aufstiege, die auf knapp einem Kilometer wieder 60 Höhenmeter machen, "Kackwellen" sind, aber auf Dauer richtig, richtig weh tun. Hier die Altenilper Straße:


Landschaftlich alles sehr schön und reizvoll, wenige Autos - immerhin sind wir hier "kurz vorm Bretterzaun" - doch leider fing hier das Wetter an zu kippen. Es zog langsam aber sicher zu, regnete aber nicht. Gott sei Dank. Dennoch fiel die Temperatur auf von 32 Grad wieder auf 19 Grad und ich war froh, meine Windweste dabei zu haben (einen Hoch auf meinen Rucksack!). Durchgeschwitzt, immer wieder rauf und runter, ohne Möglichkeit oben auf dem Anstieg richtig zu trocknen, hätte das auf Dauer sicher zu einer Erkrankung geführt.

Die nächste Kontrolle war in Grevenstein bei Kilometerpunkt 175. Bis dahin warteten noch 20 zackige Kilometer. "Zackig" nicht unbedingt in dem Sinne, dass es besonders schnell ging, sondern sehr wellig war: rauf nach Landenbeck über "Zum Felskeller", weiter nach Büenfeld über die L914 und schließlich von Wenholthausen in Richtung Grevenstein über die Grevensteiner Straße.




Diese Teilstrecke war wirklich schön: abgelegen, schöne Umgebung, netter Ausblick. Leider ließ der erste Punkt mir an einer Stelle das Blut in den Adern gefrieren. Wenn auf der abgelegenen Marathonstrecke von hinten ein Krankenwagen mit Blaulicht angehämmert kommt, dann wird einem schon mulmig. Hoffentlich war es keiner von uns.

In Grevenstein angekommen dann die drittletzte Kontrolle. Die mir zum Verhängnis wurde. Hier wollte ich mein letztes Kohlenhydratgel nehmen. Was ich während einer anderen Tour anscheinend schon geöffnet hatte, aber dann doch nicht zu mir genommen hatte. Mit anderen Worten: Ab diesem Zeitpunkt plagten mich Magenschmerzen, die mich auf den letzten Metern vor der vorletzten Kontrolle in Eisborn noch einmal beflügelten, Gas zu geben. Den Rest erspare ich euch.

Der Weg bis Eisborn war dementsprechend nicht nur durch die Magenprobleme weniger schön, sondern auch dadurch, dass es nun zwar tendenziös bergab ging, die Berge aber weniger wurden. Schon oben auf dem Kahler Asten dachte ich mir: "Moment. Es sind 4.000 Höhenmeter angesagt, davon haben wir jetzt in etwa 1900. Minus die 100 hoch zum Kahler Asten." Genau. Der Großteil der Höhenmeter wird auf dem Rück-, nicht auf dem Hinweg gemacht. Und so ging es insgesamt vier Mal auf Bergen der Kategorie 4 in Richtung Eisborn, wobei vor allem der Anstieg nach Eisborn ein elendiges Drecksteil war - aber nicht kategorisiert ist. Eine einzige Rampe, die vor einem aus dem Boden schießt und keine 700 Meter lang ist, aber durchschnittlich 9% hat. Mir kam es wie 19% vor. Nach 210 Kilometern und 40 Kilometern seit der letzten Rast, ohne essen und sehr wenig trinken ob der Schmerzen, eine einzige Qual. Das war auch der Punkt, an dem ich meine Kräfte verlor. Vorher habe ich mich wie ein beschissenes Duracell-Häschen gefühlt. Ab dann nur noch beschissen.

Die vier Berge waren keine Riesenherausforderung, taten aber dennoch weh. Nach der Kilometeranzahl tut jeder Berg weh! Der K11 Anstieg, von Endorf nach Dörnholthausen, rauf zur Mescheder Mühle (Warum sind die Mühlen eigentlich immer so weit oben gebaut? Ist nicht das erste Mal, dass so ein malerischer Name in Zusammenhang mit "Mühle" nichts anderes als: "RAUF DA!" bedeutet!) und von Beckum nach Hövel, bevor es dann nach Eisborn ging:






In Eisborn verbrachte ich ein wenig mehr Zeit als gewollt, bevor ich die letzte Rampe direkt von Eisborn heraus in Angriff nahm. Dem Magen ging es besser, aber die Aufnahme von Nahrung oder Flüssigkeit war immer noch nicht drin. Aber auch nicht weiter schlimm, da die restlichen 40 Kilometer ganz passabel abliefen. Nach der letzten Kontrolle kam noch ein Stück über eine grauenvolle Buckelpiste, auf der ich einer anderen Gruppe hinterher jagte. Alleine fahren kostete einfach zu viel Kraft. Am Hinterrad lutschend, wie eigentlich die ganze Tour über, kam ich so in Richtung Ziel. Und ich als Bochumer muss ehrlich gestehen, dass ich mich noch nie so gefreut habe, ein Schild mit der Aufschrift "Dortmund-Aplerbeck" zu sehen. Vor allem weil Aplerbeck hier mit der dortigen Psychiatrie assoziiert wird.

Am Ende der Tour standen dann folgende Daten:

- 255,3 Kilometer (neuer Rekord für mich)
- 4.120 Höhenmeter (neuer Rekord für mich)
- 25,1 Km/h im Durschnitt
- 147 bpm im Durschnitt, wobei der Puls stellenweise knapp an die 190 reichte

Perfektes Tempotraining für mich also! Und zur Belohnung die Tortour überstanden zu haben, habe ich gleich noch einmal das Trikot samt Hose geordert. Wenn schon, denn schon. Auf der nach Hause fahrt schlief ich dann drei Mal ein. Gut, dass ich nicht gefahren bin!

Gegen 21:00 am Abend hatte der Magen sich soweit wieder beruhigt, dass ich ein wenig essen konnte und um 23:30 habe ich geschlafen. Punkt 12 Stunden später bin ich aufgewacht. Selten war ich so im Eimer.

Für mich kann ich nur eine einzige Konsequenz daraus ziehen: Nächstes Jahr wieder!

Freitag, 7. August 2015

Morgen Sauerland eXtreme

Ich weiß ja nicht, wie es anderen mit solchen Veranstaltungen geht. Aber ich durchlaufe immer einen gewissen Zyklus. Immer irgendwo zwischen "Yay, das wird geil!" und "Bist du eigentlich bescheuert?"

Ich lese von der Veranstaltung. Der Gedanke gefällt mir. 254km von Dortmund Aplerbeck nach Winterberg und wieder zurück. Knapp 4000 Höhenmeter. Start: 6:30. Den ganzen Tag auf dem Rad verbringen, mit Gleichgesinnten durch die Pampa bolzen, verpflegt zu werden, sich keine Sorgen machen müssen um Nichtigkeiten wie: "Wo gibt es was zum Mittag?". Ich melde mich an. Ein Grinsen durchzuckt mein Gesicht und im Kopf rattern schon die Rädchen, was alles noch trainiert werden muss. Sollte. Es kommt ja immer anders als man denkt. Genauso wie Regeln da sind, um gebrochen zu werden, sind Pläne da, um am Ende wieder nicht genau das erreicht zu haben, was man wollte. Aber annähernd. War leider schon recht spät dran mit meiner Anmeldung und musste den vollen Preis von 45€ zahlen, auf die 5€, die man freiwillig spenden konnte, kam es dann auch nicht mehr an. Trotzdem haben das nur knapp 200 gemacht, was ich komisch finde. Viele fahren auf Rädern herum, die tausende von Euro wert sind und bei 5€ wird dann geknausert. Gut, die Entscheidung ist jedem selbst überlassen, aber es gibt wahrscheinlich schlimmeres als 5€ an die DKMS zu spenden.

Die Euphorie zieht sich weiter hin. Bis etwa zwei Wochen vor dem eigentlichen Termin. Die Wetterdaten, die zu der Zeit in etwa so verlässlich sind wie Vorhersagen einer Wahrsagerin, werden täglich, ach was, stündlich betrachtet. So langsam beginnen die Zweifel: "6:30 Start? Das heißt kurz vor 5 aufstehen..." und "Das Wetter sieht ja nicht so pralle aus...". Aber angemeldet ist angemeldet. Und eigentlich will ich es ja auch machen. Freiwillig. Nun sitz ich hier am Abend vor dem Start, die Wetteraussichten sind ganz okay, am Morgen soll es ein wenig regnen. Aber das war es auch schon. Kein Temperatursturz, keine Gewitter.  Die Motivation steigt wieder. 

Vorhin die Startunterlagen abgeholt. Ein weiterer Motivationsschub. Es wird ernst. Der Veranstalter hatte allerdings ein paar kleinere Probleme durch einen Fehler der Firma, die die Startnummern hergestellt hat und war im Verzug. Laut Aussage des Veranstalters mindestens eine Stunde. Wenn nicht zwei. Nach 30 Minuten werden die ersten Nummern ausgegeben. Perfekt! 

Gleich werde ich weiter vorbereiten, die Trinkflaschen mit Maltodextrin befüllen, Kohlenhydratpulver hinzugeben. Mit voller Macht gegen den Hungerast. Bleibt die Hoffnung, dass ich nachher gut einschlafe und morgen gut aus dem Bett komme. So langsam werde ich auch ein wenig hibbelig. Keine perfekten Voraussetzungen für einen guten Schlaf.

Mit allem Optimismus geht es morgen früh rechtzeitig raus, Punkt 6:30 auf die Strecke und dann geht's los. Die ersten 50-60 Kilometer sind immer gut, danach kommt ein Loch, welches bis zur Hälfte dauert. Für mich ist das der Knackpunkt. Sobald ich mehr gefahren bin als ich noch vor mir habe, steigt die Motivation immer. Jeder Kilometer mehr bringt mich dem Ziel näher. Nach dem Ende schlägt die Euphorie dann geballt zu. Hoffen wir, dass es so kommt und morgen niemandem etwas passiert, alle heile ins Ziel kommen. 

Sonntag dann der Bericht. Ich denke nicht, dass ich den Samstagabend noch machen werde. Ich hoffe, mir wird verziehen.

Montag, 3. August 2015

Continental und Specialized

Continental ist ja bekanntermaßen auf dem absteigenden Ast. Keine Weiterentwicklung und immer teurere Mäntel. Nicht unbedingt das, was man sich als Kunde wünscht. Nichtsdestotrotz sind die Reifen immer noch die Referenz, wenn es um Mäntel geht. Ich selbst bin mit meinem Canyon seit April knapp 6.000 Kilometer gefahren. Den vorderen 25mm Reifen hat es leider bei einem Sturz erwischt, bis dahin lief er problemlos. Gutes Fahrverhalten und keine Durchschläge oder ähnliches. Der hintere Reifen lief die vollen 6.000 Kilometer ohne ein Problem - bis letzten Samstag. Ein Durchlag direkt durch die dickste Stelle des Mantels, schwammiges Fahrverhalten (vor allem bergab, auf einmal brach das Hinterrad aus) und ein Blick auf den Mantel offenbarten das Problem: abgefahren. An einem Wochenende. Keinen Ersatzmantel zu Hause, keine Chance schnell einen zu bekommen. C'est la vie. Murphys Law. Nun gut, Montagmorgen ab zum Fahrradladen meines Vertrauens, neuen Conti holen. Ausverkauft. Sparkassengiro am Wochenende hat für ihn anscheinend zu einer massiven Umsatzsteigerung geführt. Und zu leeren Lagern. Keine Contis mehr da. Erst morgen. Leider nicht akzeptabel. Also das Handy gezückt und geschaut, wo Fahrradläden in Bochum sind.

Der erste Laden hatte noch zu und machte erst um 10:00 Uhr auf, der zweite war parkplatztechnisch bescheiden. Also landete ich bei Rockers. Sie hatten den Conti. Für 55€. Runtergehen bis 45€ möglich. Soll ich lachen? Im Netz kriegt man die Dinger hinterher geschmissen. Aber ich wollte beizeiten sowieso mal was anderes ausprobieren. Den Horizon erweitern. Vom Altbewährten abrücken und den Neuheiten eine Chance geben. Im Kopf hatte ich schon vorher Specialized. Immerhin ist der Chefingenieur von Continental dorthin gegangen. Abgeworben worden. Für eine Ablösesumme von seinem Verein abgekauft worden. Falscher Sport. Wie dem auch sei, ich habe schon am Samstag einen Specialized Schlauch für den Platten genutzt und er hat die restlichen 20 Kilometer auf drei Bar ohne Probleme gehalten. 

Also stand ich vor dem Regal und wurde beraten. Sehr professionell, sehr kompetent. Sehr zu empfehlen. Am Ende sind des die Turbo Pro geworden. Leider nicht in blau, wie es sie anscheinend noch gibt. Hätte gut zum Rad gepasst. Und zu meiner Kleidung (hab einen Blaufetisch). Jetzt liegen die neuen Mäntel hier und haben zusammen 54€ gekostet. So viel wie ich für einen Continental bezahlt hätte. Und ich kann mal was neues ausprobieren. 

Nachher werden die Mäntel draufgezogen und es folgen Fotos. Aussehen tun sie schon mal gut und ich denke, dass ich gut für den Alpenurlaub gewappnet bin. Bin auf die erste Ausfahrt nachher gespannt!

Edith sagt:

Die Mäntel sind super, wenn auch nicht wirklich komfortabel im Vergleich zu 25mm Reifen, aber das ist ja immer so. Wie dem auch sei, das wäre das einzige, was ich zu bemängeln hätte, ansonsten muss ich sagen, dass sie verdammt gut rollen. Vor allem auf gutem Asphalt fühlt es sich an, wie auf einer Wolke zu fahren und dahinzugleiten. Und zwar flott. Oder war meine Kraft das? Wahrscheinlich eher die Mäntel. Auch halten sie einiges aus. Wer die Wege und Straßen im Ruhrgebiet kennt, weiß, was ich meine. Auch eine falsche Abzweigung und der Fahrt auf einem Forstweg wurden heile überstanden. Keinerlei Pannen oder sonstige Probleme gehabt. Die ersten 85 Kilometer waren sehr vielversprechend und ich hoffe, dass es so bleibt!